Wehwehchen der Sportler
Gabriele Kiesling hat im Laufe der Jahrzehnte viele Menschen, wie Franz Beckenbauer, kommen und sehen gehen. Die weitaus meisten von ihnen verließen die Praxis der Physiotherapeutin weitaus zufriedener als sie gekommen waren. Darunter war die alte Dame von nebenan, aber auch die Herren Ministerpräsident und Oberbürgermeister. „Die Prominenz kam und ging mit Personenschutz durch den Hintereingang“, erzählt sie lächelnd. Den Umweg hatten die Spieler der DEG und von Fortuna nicht nötig. Es war kein Geheimnis, dass Gabriele Kiesling auch ein Händchen für Leistungssportler hatte. Sie kannte die Wehwehchen und Sonderwünsche sensibler Vollblutsportler. Schließlich warf sie selbst in der Basketball-Bundesliga für den ASV Berlin Körbe. Den Profis ging es nie schnell genug, wollten sie doch zügig wieder auf dem Feld beziehungsweise dem Eis stehen. Für Wunderheilungen aber war die gebürtige Düsseldorferin nicht zuständig. Die Profis dankten es ihr trotzdem. Vor einigen Tagen feierte Gabriele Kiesling ihren 75. Geburtstag. Und seit exakt 50 Jahren hilft die leidenschaftliche Physiotherapeutin ihren Patienten, in denen sie immer zuerst die Menschen und nicht die Kunden sieht. Eigentlich wollte sie Sport studieren, sah dann aber ein, dass sich ihre Begeisterung für Bewegung und Medizin besser in einer anderen Disziplin verwirklichen ließ. Da der Begriff „Physiotherapie“ in seiner Breitenwirkung erst später aufkam, firmierte alles, was mit aktiver Verletzungsbehandlung zu tun hatte, Ende der 60er Jahre unter „Krankengymnastik“. „Das war damals ein Exotenfach und ein völlig neuer Beruf“, erinnert sich Gabriele Kiesling, die bis 1968 an der Uniklinik Düsseldorf lernte. „Die Ausbildung war insgesamt nicht schlecht, aber es war auch ein wenig ,tralala‘ dabei.“ Die Behandlungen beruhten eher auf Vermutungen und Bauchgefühl als auf Evidenz. Mit 25 Jahren entschied sich Kiesling schließlich für die Selbstständigkeit und eröffnete ihre Praxis an der Luisenstraße. Sie machte sich nicht nur als erfolgreiche Physiotherapeutin einen Namen, sondern auch als Mitgründerin des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten (IFK), wo sie sich für die Belange der Branche und deren Freiberufler einsetzt. „Damals war das ein mies bezahlter Job, der fast ausschließlich Frauen vorbehalten war. Diese Altlasten wirken bis heute nach.“Weiter zum vollständigen Artikel ... (Westdeutsche Zeitung)
Gabriele Kiesling - Die Physiotherapie-Expertin
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